Neues Schloß


Blick auf das neue Schloß


Imposant liegt im Niederdorf das herrschaftliche Schloß, welches von 1749 bis 1755 im Renaissancestil erbaut und im Jahre 1883 renoviert worden ist. Es soll nach der Tradition das dritte Schloß sein, welches überhaupt in Hainewalde steht. Das älteste Herrenhaus, über welches keine Nachrichten vorhanden sind, soll sich an der Stelle befunden haben, wo später die herrschaftliche Gruft unweit der Kirche erbaut wurde. Man fand dort bei der Bearbeitung umliegender Felder Mauerreste, Keller, alte Münzen und eine aus Ton gebrannte weibliche Figur mit einem Kinde auf dem Arm. Der stattliche Neubau mit seinem mächtigen Turme erhebt sich auf einer dreifach terrassierten Höhe. Auf den Terrassen sowie im Park waren früher allerlei Wasserkünste angebracht. Diese Anlage, sowie die wertvolle Orangerie und den Schloßgarten in gutem Zustande zu erhalten, wurde bei dem Übergang des Fideikommisses auf die Linie von Kyaw derselben von dem Testator von Kanitz ausdrücklich zur Pflicht gemacht.

Aufgrund hoher Spielschulden und Zahlungsunfähigkeit verkaufte der Herr von Kyaw 1927 Schloß und Rittergut an die Gemeinde Großschönau.

Am 26. März 1933 wurde es von einer starken Schutzwache der SA aus Dresden besetzt und ein Konzentrationslager für etwa 100 politische Gefangene eingerichtet. Am 28. März 1933 trafen die ersten Häftlinge ein, zu denen auch der Journalist Axel Eggebrecht gehörte. Unter dem Vorwand der "Führerbeleidigung" wurde er im März 1933 in Zittau inhaftiert und ins Lager Hainewalde verlegt. Ein Schuhlöffel aus New Orleans war Eggebrechts Talisman. Der ihm 1923 in Moskau von einem Matrosen aus Bremerhaven geschenkte Schuhlöffel avancierte in Hainewalde zum Eßlöffel für die dünne Suppe, die den Internierten serviert wurde. Das Lager wurde im August desselben Jahres wieder aufgelöst. In den letzten Kriegsjahren wurde es als Wehrertüchtigungslager der HJ genutzt. Nach dem Krieg wurden Wohnungen eingerichtet und bis in die 70er Jahre bewohnt.

1930 schreibt der Pastor von Großschönau über den schönen Schloßgarten von Hainewalde: Neben uns rauschen seltene Bäume, klingelt der Tropfenfall des Springbrunnens. Vor uns steigen Terrassen zum schöngegliederten Schloßbau empor. Das Portal öffnet sich. Lachende Pärchen steigen die Stufen herab im Reifrock und mit Brokatweste, mit Allongeperücken und Schönheitspflästerchen, in edler Würde zuletzt der Schloßherr mit seiner Gemahlin. Was sie in Dresden und Moritzburg mit erlebten an Prunk und Glanz, das übertrugen die Kanitz-Kyaws in ihr kleines Bereich, Schäfergetändel, gespreizte Höflichkeit, aber auch Wohltätigkeit und edlen Spendersinn für ihre Gemeinden. Und doch war ihnen das letzte die Gruft auf dem Friedhof am Berg, die Hainewälder Ungeduld, wie die Dorfleute es nennen. Dorthin mußten sie alle hinein, die heut´ hier geistern. Verlassen steht das Schloß, mit blinden Scheiben, geräumten Sälen. Sie mußten alle ausziehen, die hier fröhlich waren, heute wohnt die Vergänglichkeit im Schloß und breitet ihren Spinnenschleier über verlassene Räume.


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