"Der Wassermann"
Wie alte Leute unserm Gewährsmann vor Jahren berichteten, hat
der Wassermann in einem in der Nähe des Breiteberges liegenden
Teiche gewohnt, daselbst am hellerlichten Tage seine Wäsche
gebleicht und geschweift; er ist zwar den Blicken des sich ihm
Nahenden entschwunden, hat sich aber dem Entfernenden sofort
wieder gezeigt. In einem nahegelegenen Mühlgraben hat er
besonders kurz vorher, wenn jemand in der Mühle gestorben ist,
gepläntschert, ohne daß man etwas hat sehen können.
"Die Querxe im Breitenberge"
Der Breiteberg ist weithin bekannt als vornehmlichster
Aufenthaltsort der Querxe, wie man in der Oberlausitz gern die
Zwerge nennt. Der Ursprung dieses Namens ist allerdings
unbekannt. Noch zeigt man an des Berges Südabhang einen
"Querxbrunnen" und ein "Querxloch". Ersterer
ist ein klarer, frischer Quell am Waldrande nahe am Wege nach
Bertsdorf, der heute gefaßt ist. Von ihm heißt es, daß früher
daraus beständig solche kleinen Männlein hervorquollen. Das
Querxloch ist ein westlich davon im Waldesdickicht gelegener
Felsspalt, der deutlich an vormaligen Bergbau erinnert.
Die Querxe konnten sich unsichtbar machen, indem jeder von ihnen
eine sogenannte Nebelkappe hatte, die er aufsetzte, wenn sie in
die umliegenden Dörfer gingen, um sich bei den Bauern ihre
Speise heimlich zu holen. Sie konnten aber den Kümmel nicht
leiden, deshalb buken die Leute dort immer einige Kümmelkörner
mit in das Brot. Solches gekümmeltes Brot rührten sie nicht an.
Die Querxe fanden sich auch sonst oft in der Stadt und in den
nahegelegenen Dörfern ein, wo sie den Menschen gern halfen und,
wenn auch unsichtbar, an deren Leiden und Freuden teilnahmen. Bei
guten Gelegenheiten und Gastgelagen ließen sie sichs
trefflich wohl sein und vergüteten auf andere Weise, was sie
genossen.
"Der Abschied der Querxe"
Wie anderwärts in der Oberlausitz, sind auch die im Breitenberge
hausenden Zwerge durch das Läuten der Kirchenglocken vertrieben
worden. Bei ihrem Abschiede zwangen sie einen Bauer aus dem nahen
Dorfe Hainewalde, sie auf einem Paar Wagen über die böhmische
Grenze zu fahren. Die beiden Wagen waren gepfropft voll, denn die
Zwerglein hingen sich darauf und daran, so daß an jeder Latte
und an jeder Speiche ein Querxlein hing. Den Bauer belohnten sie
sehr reichlich, daß er dadurch zu einem reichen Manne wurde und
alle seine Nachkommen dieses Glückes sich noch heute erfreuen.
Die Querxe sagten beim Weggehen: dann würden sie wiederkommen,
wenn die Glocken wieder abgeschafft sein würden und wann
Sachsenland wieder käm an Böhmerland. Dann, meinten sie,
würden auch bessere Zeiten sein.
In Großschönau erzählt man, daß die Zwerge bei ihrem Abzuge
am Breitenberge aus ihrer Braupfanne voll Gold einen Bauer
Großschönaus sein vor dem Hoftore stehende Viertelmaß
"ahm vuler" Goldstücke warfen. Dieser Bauer soll das
im Jahre 1843 abgebrannte Englersche Gut besessen haben.
"Der Wilde Jäger auf dem Breitenberge"
Nach den Erzählungen alter Leute hat auch der "wilde
Jäger" oder "Nachtjäger", eine in der
Oberlausitz weit verbreitete Sagengestalt, allnächtlich auf dem
Breitenberge gehauset, daselbst seine Netze aufgestellt und
gejagt, wie dies von anderer Seite auch von dem großen Walde
zwischen Hainewalde und Spitzkunnersdorf berichtet wird.
"Der Drache auf dem Breitenberge"
Auf dem Breitenberge ist, wie erzählt wird, dereinst der
"Drache gezogen" und hat, wenn er gerufen worden ist,
Funken gesprüht. Damit im Zusammenhang scheint die
Örtlichkeitsbezeichnung "Drachenquell" unfern unseres
Berges zu stehen.
Auch eine "Kalbe mit glühendem Rachen" hat früher die
nächtlichen Besucher des Berges erschreckt.