Oberlausitzer Mundart


Die Oberlausitzer Mundart ist aus den germanischen und altdeutschen Dialekten entstanden. Das Oberlausitzische gehört zum Ostmitteldeutschen und wird im engeren Sinne lediglich von den Bewohnern des südlichen, gebirgigen Teiles des historischen Markgrafentum Oberlausitz gesprochen (Kreis Löbau-Zittau, südlicher Kreis Bautzen und einige Dörfern im Kreis Bischofswerda). Das Mittelfeld der Oberlausitzer Hauptmundart, das Oberländische hat seinen Schwerpunkt in Ebersbach und Friedersdorf. In der östlichen Flanke der Oberlausitzer Hauptmundart, d. h. im Südosten des Kreises Löbau-Zittau (Hainewalde) wird das Südöstliche gesprochen. Das Oberländische reicht mit einer seiner charakteristischen Sprachformen in den Kreis Zittau über Großschönau bis Jonsdorf. Das Oberlausitzische zerfällt in Untermundarten und diese wiederum in Ortsmundarten. Die Ursachen liegen in der unterschiedlichen Herkunft der Siedler und in der politischen und wirtschaftlichen Zerstückelung unserer Heimat. Der Süden des Kreises Zittau war durch seine politische und Kirchengeschichte länger mit Böhmen verbunden als die übrige Oberlausitz. Die Mundarten des Zittauer Zipfels, Seifhennersdorfs und Schirgiswaldes sind daher mit den Nordböhmischen verwandt. Die Dörfer im Kreis Zittau werden von den Sprachlinien von vier Kerngebieten beeinflußt. Ihr sprachlicher Einfluß steht in jedem Dorfe in einem anderen Verhältnis. Das ist die Hauptursache unserer Ortsmundarten.

"Oalls rullt"

De Sproche rullt, de Oarbeit rullt,
de Zeit bleibt o ne stihn.
Oalls rullt und quirlt und dräht´ch ba uns,
und su sull´s wettergihn.

"Su hulperch"

Su hulperch wie de Barge senn,
wie wenn ees krext an Rooche,
su pulterch wie a aaler Bar
is unse gude Sproche.
Su hoarte wie a Eechnstoamm,
oas wie a Mihlsteenradl,
wie Äberlausitzer Groanit,
su hoarte hoann mer´n Schadl.
Su schiene und su gutt gebaut
wie unse hilzern Häusl,
su urndlch wie mei Durf aussitt,
su bist o du, - mei Mäusl.

"Unse Sproche"

Iech sellte rädn noa dr Schrift
und ne su quirln und rulln,
soin etlche, sunst tät aus mir
nischt warn. Woaas die oack wulln?
De Mutter quirlt, dr Voater quirlt
und o dr Unkl Klaus.
Se senn derwaajn woaas gewurn
und breng o Geld as Haus.
Mer senn fer´sch Neue, aber wulln
is Aale o derhaaln.
Woaas wär mei Schadl aus Groanit,
tät´s Road an Hoalse fahln?
Und nimmt miech enner uff´m Oarm,
na und? - Doaas koann poassiern.
Iech bie a klenner Bartsdurfer,
und doaas sull jeder hiern!


Bauernweisheiten


Aburnmauke

Wie groadezu und eefaach woar
mei Nubbermaajdl Frauke.
Se koachte mir an Sandkoastn
de irschte Aburnmauke.

Mit sechzn koam se a de Stoaadt,
de Lihre, die ging lus,
do wurd se bissl vurnahmchter
und oaß "Koartufflmus".

Se hoat gelarnt, se hoat studiert,
mit Quirln woar´sch ganz verbei,
denn bist de irscht a grußes Viech,
do gibbt´s "Kartoffelbrei".

Se brucht ann Schoammster oaageschloappt,
doaas woar a Spreeßer, nee!
Und ging se mit dann Gimpl aus,
goab´s "Erdäpfelpüree".

Und wie´ch dr Sturch hoat oaagemeldt,
do woar dar Karl verschwunn.
De Frauke woar kuriert und hoat´ch
uff ihre Heemt besunn.

"Woaas koachst´n fer uns dreie?" froi´ch
zun Sunntche meine Frauke.
Do blinzlt se mir zu und soit:
"Nu, woaas schunn? - Aburnmauke!"


Bedeutung:
Lahn - Hänge
Trämml - kräftiger Mensch
Gehoanne - Johannistag
Aburnmauke - Kartoffelpüree
Schoammster - Liebhaber

Aussprache:
Das r (gerollt) ähnelt mehr dem englischen r-Laut als dem deutschen. Man formt diesen Laut, indem man von dem r-Laut in bitter ausgeht und dann die Zungenspitze nach oben schiebt, ohne jedoch dabei den Gaumen mit der Zungenspitze zu berühren und so einen Hohlraum bildet.
Das a ist vergleichbar mit dem o-Laut in Gott (auch etwas ähnlich dem aa-Laut in Staat). Das a wird jedoch etwas tiefer in der Kehle gebildet. Der Mund ist dabei ein wenig weiter geöffnet, und die Kehlmuskeln sind ganz entspannt.