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Landkreis rettet Trixi-Park mit drei Millionen Mark

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In den vergangenen Wochen hatte Landrat Stange seine besten Leuten schon in die Trixi-Spur geschickt. Kämmerer Gampe kniete sich ins Zahlenwerk, auch Kommunalamtsleiter Ilg und der 1. Beigeordnete nahmen als sachkundige, aber noch stille Gäste an Beratungen und Absprachen teil. "Wir mussten uns ein realistisches Bild verschaffen", sagt der Landrat, "und wir haben allergrößtes Interesse daran, dass die Konzepte des Trixi-Parkes aufgehen". Im Ergebnis dieser Umschau wird den Kreisräten in den nächsten Tagen eine ausführlich begründete Beschlussvorlage zugehen mit der Empfehlung, am 7. Februar für eine Beteiligung des Kreises als 75-prozentiger Mehrheitsgesellschafter bei Trixi zu stimmen. Damit dürfte den vier Bürgermeistern der Gesellschaftergemeinden eine Last von der Seele fallen. Denn sowohl finanziell als auch von der Sachkenntnis her, haben sie bisher das Ruder nicht in der Hand gehabt.
Ehemals Waldstrandbad Großschönau
"Die jetzt durch die Streichung des Campingplatzes frei werdenden Mittel sollen in die Optimierung der bisherigen Anlagen fließen", sagt Hainewaldes Bürgermeister Walther, der sicher ist, "dass es mit einem Rechner wie Kreiskämmerer Gampe im Aufsichtsrat und einem kaufmännisch geschicktem Geschäftsführer nicht mehr vorkommt, dass wir den Ausgaben förmlich hinterherlaufen". Eine Alternative zur Kreisbeteiligung gibt es kaum, das wissen vom Ministerium bis zum Landrat inzwischen alle Beteiligten. Bekommen die bisherigen Gesellschaftergemeinden keinen Partner, geht ihnen in Kürze die Puste aus. Der Zwang zum Erfolg besteht aber auch, weil eine weitere Drittellösung verhindert werden muss. Nach den vielen Geburtswehen und Wirren vor allem bei der Finanzierung und Unternehmensstruktur des Freizeitparkes ist die Akte Trixi auch in der Landeshauptstadt schon durch viele Hände gegangen. Wenn dieses Flaggschiff der Tourismusförderung jetzt keinen regionalen Beistand findet, wirkt sich das ganz sicher auf künftige Förderprojekte aus. Mehrheitlich stimmte der Kreistag am Donnerstagabend der 75-prozentigen Beteiligung an einer neuen Trixi-Park GmbH zu. Der Landkreis wird ein Stammkapital von drei Millionen Mark einbringen und der Gesellschaft einen einmaligen Zuschuss von 700 000 Mark gewähren. Der Entscheidung war eine mehrstündige harte Diskussion vorausgegangen. Die Zahlen waren eindeutig: Hätte sich der Kreistag gestern gegen den Einstieg in die neue Trixi-Park GmbH entschieden, dann wäre der erste Weg des Geschäftsführers der zum Insolvenzgericht gewesen. Im März, so prognostizierte die akribische Analyse von Kreiskämmerer Thomas Gampe, wäre die Zahlungsunfähigkeit unvermeidlich, spätestens im Juli die bilanzielle Überschuldung der GmbH nicht mehr zu übersehen gewesen.
Die Lösung mit Hilfe des Landkreises, sagte Gampe, "ist zwar keine schöne, aber die einzig mögliche, um weiteren Schaden zu verhindern". Auch wie dieser ausgesehen hätte, malten die Zahlen des Kämmerers an die Wand: Bei unvermeidlicher Insolvenz des Trixi-Parks wären Verbindlichkeiten von knapp 30 Millionen Mark fällig, für die die beteiligten Gemeinden Großschönau, Hainewalde, Bertsdorf-Hörnitz und Waltersdorf in voller Höhe haften. Außerdem würde die Rückforderung von 35 Millionen Mark Fördermitteln drohen. Vom politischen Schaden ganz zu schweigen. Mit den Stammeinlagen des Landkreises und den Vorschlägen des Kämmerers zur weiteren Konsolidierung der GmbH ist die Zukunft des Trixi-Parks wieder gesichert. Auch Regierungspräsidium, Sächsische Aufbaubank und Kreissparkasse haben weiter Unterstützung zugesagt. Was der Trixi-Park seit seinem Bestehen für die Region bedeutet, auch das machte Thomas Gampe den Kreisräten deutlich: Rund 190 000 Besucher zählte das Erlebnisbad im vergangenen Jahr. Und das Feriendorf, das noch nicht einmal ganz fertig gestellt war, registrierte im Jahr 2000 bereits 35 640 Übernachtungen, nur 1 000 weniger als in ganz Zittau, 10 000 mehr als beispielsweise im Urlauberort Waltersdorf. Nicht zu vergessen auch die Tatsache, dass die 60 Millionen-Investition Arbeit und Aufträge in den Landkreis gebracht hat. Mehr die Einsicht in die Notwendigkeit als die eigene Überzeugung war es am Ende, die den Kreistag zur Zustimmung bewog. Das kam in fast allen Rednerbeiträgen aus den Fraktionen zum Ausdruck. Harte Kritik richteten die Kreisräte an Ex-Geschäftsführer Wolfgang Laufer und die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden, die das Ausmaß der finanziellen Misere nicht eher erkannt hatten.
Die Trixi-Park-Gemeinden sind aufgefordert nachzudenken, ob sie ihre Belastungen durch einen Zusammenschluss mildern wollen.
Bei den Trixi-Gemeinden Großschönau, Bertsdorf-Hörnitz, Waltersdorf und Hainewalde liegt laut Landratsamt ein Zusammenschluss ebenfalls nahe. Hintergrund dieses Modells: Größere Gemeinden mit mehr Einwohnern erhalten vom Freistaat höhere Schlüsselzuweisungen, die für den Schuldenabbau genutzt werden sollen.
Großschönau und Bertsdorf-Hörnitz kämpfen schon lange mit ihrem Haushalt. Waltersdorf kann aus eigener Kraft die Schulden nicht mehr tilgen. Nur Hainewalde steht solide auf dem Finanzparkett. "Was passiert aber, wenn bei Hochwasser eine Mauer weggespült wird?", konstruiert Ilg ein Beispiel. Dann könnte auch die kleine Gemeinde plötzlich einem großen Schuldenberg gegenüberstehen. Um ein finanzielles Desaster zu verhindern, will der Landkreis den vier Orten die Großgemeinde mit dem Arbeitstitel "Trixi" schmackhaft machen. Ilg und Schweinert waren schon in Waltersdorf, um im Gemeinderat für einen Zusammenschlusses zu werben. Die anderen drei Orte sollen demnächst folgen. Zur Ehe mit den Nachbargemeinden gezwungen werden kann indes niemand.

Quelle: Sächsische Zeitung Zittau vom 02.01.2000 bzw. 09.02.2001


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